Konisation – Eine Wunde, die Narben hinterlässt und auf allen Ebenen heilen muss!
Als mir damals mitgeteilt wurde, dass ich mich einer Konisation unterziehen muss, hatte ich schreckliche Angst und ich hatte diese Situation vollkommen unterschätzt. Ich hatte nicht nur Angst vor der OP an sich, einem Eingriff an meiner intimsten Stelle, sondern auch vor der Vollnarkose.
Diese OP betrifft nicht nur den Körper, und dessen anschließende Heilung, sondern auch unsere Emotionen und unser Seelenleben. Auf allen Ebenen darf dieser Eingriff heilen. Das unterschätzen viele Frauen und erhalten diesbezüglich auch kaum Hilfe, Aufklärung und Fürsorge.
Weitere große Angst bereitete mir auch, dass ich fremden Menschen die Verantwortung für meinen Unterleib anvertrauen musste. Die Vorstellung, im OP dazuliegen, ohne Bewusstsein, und nicht zu wissen, was genau während des Eingriffes passiert, war schlimm für mich. Aufzuwachen und hinzunehmen, dass ich nun eine Verletzung am Gebärmutterhals hatte, von der ich bewusst nichts mitbekommen habe, konnte ich nur schwer ertragen.
Vor dem Eingriff geht es einem körperlich noch gut, nach dem Eingriff fühlt man sich wund, meist kommt es zu schwachen bis starken Blutungen, sowie Erschöpfung und Müdigkeit.
In dem Moment, als ich die Klinik für die OP betrat überkam mich ein großes Ohnmachtsgefühl. Ich hatte das Gefühl jetzt die Kontrolle zu verlieren. Was ja nicht nur bei dem Gefühl blieb, sondern sich auch bestätigte. Um mich herum waren nur fremde Mensch, am Empfang, bei der OP-Vorbereitung und im OP selbst. Ich kam mir sehr verloren und alleine vor. Im OP sahen mich dann nur Augen an, da die Masken das komplette Gesicht verdeckten und es fiel mir schwer einen tröstenden oder freundlichen Gesichtsausdruck zu erkennen.
Nach der OP fühlte ich mich so leer. Ich hatte das Gefühl, als ob zwischen meinen Beinen, im Innersten meiner Weiblichkeit, ein Kampf stattgefunden hatte. Für mich war die Vorstellung sehr schlimm, dass fremde Menschen mich an meiner intimsten Stelle berührten. Dort, wo FRAU doch eigentlich nur jemanden herein lässt, wenn sie dieser Person vertraut, gut kennt und liebt.
Mich hat diese ganze Situation sehr überfordert, negativ geprägt und traumatisiert. Alle Frauen waren in dieser Klinik nur eine Nummer, die eine nach der anderen in den OP geschoben wurden. Ohne auf deren momentane Bedürfnisse und Ängste einzugehen.
Ich habe nicht nur bei mir beobachtet, wie sich Ärzte uneinfühlsam verhalten hatten, sondern beobachte es auch regelmäßig bei den Erzählungen meiner Patientinnen in meiner Praxis. Natürlich will ich nicht die gesamte Ärzteschaft über einen Kamm schären, es gibt sicherlich auch Ausnahmen, die mir hin und wieder auch berichtet werden, aber die Mehrzahl verhält sich den Patientinnen gegenüber nicht empathisch.
Ich denke, dass Ärzte es unterschätzen, welch großer Eingriff solch eine Konisation für einer Frau ist. Wie ausgeliefert wir Frauen uns vor diesem Eingriff fühlen. Es brauch Einfühlungsvermögen und Aufklärung für uns Frauen.
Natürlich wissen wir alle, dass eine Konisation in der Medizin ein verhältnismäßig kleiner Eingriff ist, um eine schlimme Diagnose wie den Gebärmutterhalskrebs zu verhindern. Darüber dürfen wir auch dankbar sein. ABER an der Art und Weise, wie Frau auf diesen Eingriff vorbereitet und wie er durchgeführt wird, darf noch gearbeitet werden. Vielleicht wird auch die ein oder andere Konisation zu vorschnell durchgeführt und Alternativen nicht angesprochen, wie zum Beispiel eine TCA-Behandlung ohne operativen Eingriff und Vollnarkose.
Vor einer Konisation fehlt es oft an ausreichender Aufklärung, denn eine gute Aufklärung würde uns Frauen schon viele Ängste nehmen. Auch die Informationen darüber, welche Herausforderungen während des Heilungsprozesses auf uns zukommen können, dürfen nicht verschwiegen und müssen vorher mitgeteilt werden.
Auch emotional ist eine Konisation eine große Sache. Für die Verarbeitung nehmen sich Frauen kaum Zeit, oder schämen sich Ihre Bedenken, Sorgen und Befürchtungen anzusprechen und mit anderen zu teilen. Doch glaubt mir, wir sind viele. Wir sollten uns dazu austauschen und gegenseitig auffangen. Denn eines ist klar, eine OP ist eine OP, Gewebe wird verletzt, Narben bleiben. Sei es im Körper oder auf der Seele. Gib dir die Zeit für Heilung.
In meiner Praxis geht es nicht nur um die Behandlung von körperlichen Symptomen, sondern auch darum zuzuhören und da zu sein für diese Frauen, die eine traumatische Situation erfahren haben. Verständnis, Zeit, offene Ohren und ein geschützter Raum sind die Gegebenheiten, die eine Frau sich wünscht. Melde dich gerne bei mir, wenn du Hilfe brauchst. Ich biete auch kostenfreie Kennenlerngespräche am Telefon von 15 Minuten an.
Alles Liebe
Melanie